Windecks Schätze
Literarisch-historische Wanderung
4. Mai 2019 - Ein Nachbericht von Frieder Döring
Eisen, Blei, Kupfer und Silber spielten im Windeck der vergangenen Jahrhunderte eine wirtschaftlich große Rolle. Die literarisch-historische Wanderung führte zu ehemaligen Förderstätten und zeigte Orte ihrer Verarbeitung.
Die Wettervorhersage war verheerend: Kälte, Regen, Hagel, Schnee. Ein Hund und 15 hartgesottene Wanderer waren am Start. Auch Windecks Bergbau-Experte, Harald Patzke. Ich erklärte den Weg, das Programm und los ging’s. Über den Waldfriedhof zum Griesen Siefen. Dort besichtigten wir den Meilerplatz und das Köhlerplateau, kurz drauf einen Rennofenstandort.
An der ehemaligen Blei-Silbergrube ursprünglich „Napoleon“, später „Raphael“ genannt, verteilte ich noch Kopien eines Aufsatzes von Harald Patzke, als ein zehnminütiger Hagelschauer ringsum alles in Weiß tauchte.
Nachdem wir die Reste des Schachtes besichtigt hatten, machte sich Patzke mit einem Teil der Gruppe auf zum Stollenmundloch am Westertbach. Wir sahen uns die restlichen Spuren der Grubenanlage an, überquerten die Westert auf der abenteuerlichen Ruinenbrücke, liefen den Rommer Weg hoch, um in den Waldweg oberhalb des Steinbruchs einzubiegen. Nach einer halbstündigen Kaffeepause mit Erläuterungen an der Grube Silberhardt ging es – wieder vereint– über den Eisenberg zu den Nachbauten einer Köhlerhütte und einem Meiler.
Auf der Kuppe am Langenberg erwartete uns ein sensationell schöner Ausblick: Während der Westerwald, die Leuscheider Höhen und der Nutscheidrücken in der Sonne leuchteten, dräute über uns eine dunkle Gewitterwolke. (Der Himmel verschonte uns.) Wir zogen weiter ein Stück den Siegsteig runter, am Rand des Pochetals entlang, zurück über die Burg Mauel. Voller schöner Eindrücke erreichten wir glücklich und zufrieden unseren Ausgangspunkt.
„Eine tolle Wanderung mit vielen Erklärungen über Windecks ‚Schätze‘!“ meint ein Teilnehmer. auf dem kabelmetal-Vorplatz am Samstag, dem 05.05.2018 um 14 Uhr nur 15 Wanderlustige ein, zu denen dann noch drei Nachzügler stießen. Die waren aber alle offensichtlich gut durchtrainiert und voll motiviert (die neunjährige Jüngste von ihnen war sogar bei sämtlichen bisherigen Wanderungen dabei), sodass es keine Ausfälle oder Klagen gab während der ca. 18 Kilometer langen Strecke sondern nur zufriedene Gesichter beim Heimkommen.
Zunächst erläuterte Frieder Döring den Titel ausgehend vom Schladerner Regenbogenschüsselchen (keltische Goldmünze), die hier am Wasserfall in den Fundamenten des abgerissenen Gutshauses Stein 1852 gefunden worden war, und die gut aus dem sagenumwobenen Schatz der keltischen Eburonen stammen könnte. Jenem Keltenstamm, den Caesar um 50 vor Christus fast vollständig vernichtete, aus der Eifel vertrieb und der auf der Flucht zu den Verwandten an der Sieg, die sich mit den germanischen Sugambrern dort gemischt hatten, angeblich die Kriegskasse dorthin mitbrachte. Von der Archäologie noch nicht sicher bestätigt, aber durch den Nachweis keltischer Latènezeit-Siedlungen am südlichen Siegufer (Dreisel 1980) und der klassischen keltischen Bauweise der Wallanlage sehr wahrscheinlich anzunehmen, waren die Eburonen auch mitbeteiligt an der Errichtung der Ringwallburg Alsen, der größten Fliehburg im Rhein-Siegkreis.
Nach diesen Erläuterung und dem Eintreffen von Nachzüglern ging es an der Sieg entlang, über die Maueler Brücke zum Steiner Berg und dort die mittelalterliche Wegetrasse hoch, die früher in gerader Nord-Süd-Linie vom Klosterhof Schladern über Leuscheid und durch das Mehrbachtal zum Kloster Ehrenstein führte und den die Pächter des Klosterhofes Schladern zweimal im Jahr mir ihrer Zehnten-Pachtabgabe auf Maultieren und Eseln laufen mussten. Jetzt war dieser Weg aber durch die Umgehungsstraße K7 versperrt und die Wandergruppe wanderte teilweise an dieser entlang und tiefer im Wald über den oberen Helpensteller Wanderweg, an dem Frieder Döring auf Felswände aus Grauwackeschiefer mit Fossilien hinwies, bis Reidershof, über die Kuppe des Studchen und durchs Werfertal nach Alsen. Von dort nach Schneppe und zur Ringwallburg war es nur noch ein „Katzensprung“ gemessen an der bisherigen Strecke. Die drei Stunden bis zum Ziel, bei einigen kleineren Päuschen, verging für alle wie im Flug, da der Himmel unaufhörlich lachte und die Unterhaltungen zwischen den Teilnehmern sehr rege waren.
Vor dem großen Tor der Burganlage erläuterte Frieder Döring ihre Größe, Lage, Konstruktion und Geschichte. Wobei er erwähnte, dass einige Archäologen sie eher den Franken als den Kelten zuordneten. Was nicht unbedingt ein Gegensatz sei, weil die Sugambrer an der Sieg sich mit den Eburonen vermischt hatten, mit ihnen gegen Cäsar kämpften, mit ihnen (und ihrer Kriegskasse) vom linken zum rechten Rheinufer geflohen und von Caesar über den Rhein bis an die mittlere Sieg hinauf verfolgt worden waren. Nach der Zeitenwende stießen sie dann zu dem großen Sammelstamm der Franken und nutzten diese Fliehburg auch bei dessen weiteren langen Kampf gegen die Römer. Der berühmte fränkische Merowingerkönig Chlodwig, der sich 497 nach der Schlacht bei Zülpich in Reims taufen ließ, war Sugambrer, also aus unserem Gebiet stammend.
Dann begab man sich zum Rastplatz am zweiten großen Ringwall, sättigte sich am mitgebrachten Proviant und den Wasserflaschen. Frieder Döring erzählte noch Interessantes zur mittelalterlichen Ringwallanlage Neuerburg nebenan jenseits des Kesselsiefens und zur großen Keltensiedlung Dornburg (Oppidum) mit Ringwallburg in Waldrunn im Westerwald, sowie über die Eisenerz-Verarbeitung der Kelten an der mittleren und oberen Sieg.
Nach der Erfrischungspause ging es am Nordhang abwärts zur Sieg über schöne schattige Waldwege nach Werfen und zum Bahnhof Herchen, von wo auch gleich eine S-Bahn die müden aber glücklichen Wanderer nach Schladern und zum kabelmetal-Parkplatz zurückbrachte.
Geschichte erleben an historischen Tatorten - mit Frieder Döring
Frieder Döring ist vielen Windeckern bekannt durch seine historischen Krimis aus dem Windecker Ländchen. Der Autor weiß, wovon er schreibt. Er kennt diese Gegend voller historischer Stätten, von denen oft nur noch wenige Reste übrig sind, wie kein Zweiter. Alle Schauplätze beschreibt er mit dem Wissen des eigenen Augenscheins und der historischen Begebenheiten. Darüber hinaus berichtet er von vielen tragischen, dramatischen aber auch witzigen Geschichten der Menschen, die damals auf den Burgen und in den Dörfern darum herum lebten.
Sein Motto: "Raus in die Welt: Was erleben, worüber man wieder schreiben kann."
Die Windecker Historien-Krimis von Frieder Döring
Codex Wolkenstein. Roland Reischl Verlag: Köln 2015.
Eburonengold. Roland Reischl Verlag: Köln 2013.
Der Frankenturm. Roland Reischl Verlag: Köln 2017.