Rasantes Kabarett und fulminante Konzerte
KIWi präsentierte ein Wochenende voller Höhepunkte,
die unterschiedlicher nicht sein können
kabelmetal, Freitag, 13.10.2017, 20 Uhr. Richard Rogler, das kabarettistische Urgestein aus Köln, betritt die Bühne. Schwarzer Anzug, sparsame Gesten, verschmitztes Lächeln. Dann legt er los: „Die CDU – ein Club deutscher Untergrundkämpfer, unterwandert von Angela Merkel als U-Boot der DDR, die den Mindestlohn einführt und die Wehrpflicht und Kernkraftwerke abschafft. Das haben nicht mal die Grünen geschafft.“ Rogler räumt den politischen Laden auf. Auf seine Weise: „Die Grünen haben als die selbsternannten Nachfolger der 68er nicht gegen den Staat gekämpft, weil es zu viele sondern weil es zu wenig Gesetze gab. Deshalb wird jetzt alles reglementiert: Das Rauchverbot, die Glühbirne. Jetzt wollen sie neue Duschköpfe einbauen, Modell Nieselregen im Emsland. Was geht die Grünen an, wie ich mich dusche? Ich interessiere mich doch auch nicht dafür, wie Herr Trittin und Claudia Roth duschen. Auch wenn da die Frage bleibt, warum die Frau Roth nach dem Duschen den Duschvorhang als Kleid anzieht.“ Das Publikum johlt. So geht das gut zwei Stunden lang.
KIWi hat Richard Rogler eingeladen zu einem seiner letzten Auftritte, kurz bevor er mit seinen Tourneen am 15. Dezember 2017 endgültig Schluss macht. Auch an diesem Abend bleibt er sich treu: „Ich kämpfe nach dem Wahlspruch: Mit dem Geist der Machtlosen gegen die Macht der Geistlosen!“ Immer sehr konkret und nah an der Volksseele schwingt er sich auf zu knallharten Analysen unserer widersprüchlichen Wirklichkeit. So wandelt er gekonnt auf dem Grat zwischen Stammtisch-Witz und intelligenten, scharfzüngigen Pointen – erstklassiges Kabarett! Das Publikum dankt es ihm mit großem Applaus.
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kabelmetal, Samstag, 14.10.2017, 19 Uhr 30. Auf der Bühne steht ein Musikkoloss aus einer anderen Zeit: Die Hammondorgel (C-3, Baujahr 1968) von Thomas Weber. Gekonnt erzeugt er auf seinem alten Röhrenmonster den eigentümlich schwingenden Sound der 60er und 70er Jahre. Daneben wiegt sich im Takt Frank Christgen mit seiner Gitarre, serviert ein paar Anekdoten aus der Beat- und Rockgeschichte und stimmt die Lieder an:
Beatles & Co sind heute Abend angesagt.
Doch die Hauptakteure sind nicht auf der Bühne sondern sie sitzen davor: Das Publikum füllt mit seinen Stimmen den Saal. So erklingen vielstimmig die Hits von John, Paul, Ringo und George „Hey Jude“, „Let It Be“, „Lady Madonna“, „Yesterday“… Und auch die Songs der anderen großen Songschreiber und Interpreten wie Bob Dylans „Knocking On Heavens Door“ und „The House Of The Rising Sun“ von den Animals animieren zum gemeinsamen Singen.
Hier haben sich die Fans gefunden, die mit ihren Stimmen die alten Songs wieder aufleben lassen. Begleitet von Thomas Weber (Klavier, Orgel), Norbert Schuster (Bass), Peter Zerfowsky (Schlagzeug) und Frank Christgen (Gitarre, Mundharmonika, Gesang). Ein Abend, an dem jeder begeistert Interpret war und sich gegenseitig zu Recht mit viel Beifall belohnte.
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kabelmetal, Sonntag, 15.10.2017, 16 Uhr 30. Es wird laut. Auch ohne Verstärker. Die braucht das Siegtaler Bläsercorps aus Dattenfeld nicht. Viel glänzendes goldenes Blech, eine große silberne Lyra, zwei Schlagwerke und über 50 geübte Musiker*innen in blauen Uniformen füllen die Bühne bis auf den letzten Zentimeter. Beste Voraussetzungen für ein rhythmisches Ohrenspektakel. Meist im 4-Viertel-Takt. Da schwingen im Publikum viele Beine mit. Ganz anders die Geininger aus dem Oberbergischen mit ihren Oberkrainerklängen. Auch sie erobern mit ihren ersten Tönen sofort das Publikum. So unterschiedlich beide Gruppen sind, sie ergänzen sich zu einem bunten Programm voller musikalischer Höhepunkte, launig moderiert von dem Dirigenten des Siegtaler Bläsercorps Hansgünther Schröder.
Er verkörpert das Motto des Corps leibhaftig: „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“ (Friedrich Nietzsche). Und die Musiker zeigen mit Wucht und Rhythmus, wie viel Leben in gekonnter Blasmusik stecken kann. Etwas leiser dafür mit viel Schwung begeistern die Geininger den Saal. Die fünf Musiker und Ivanka mit ihrer hell klingenden Stimme erzeugen mit überbordender Vitalität mitreißendes alpenländisches Lebensgefühl. Zwei Stunden prall voll lebendiger Volksmusik. Ein Nachmittag, der für Viele gern bis in die späte Nacht hätte gehen können.
So verging mit viel Applaus ein abwechslungsreiches Wochenende im gut besuchten Bürgerkulturzentrum kabelmetal zur großen Freude der KIWi-Organisatoren und der Menschen auf und vor der Bühne. Drei Höhepunkte voll kultureller Lebendigkeit, die Lust auf mehr machten.
Jürgen Orthaus