Brillante Konzerte mit Musikern, die verzaubern!
Konzertmanager Florian Koltun zu den KIWi-Klassik-Konzerten der Spielzeit 2017 – 2018 bei kabelmetal
Florian Koltun, wir haben heute ein virtuoses Konzert mit dem Pianisten Alexey Sychev erlebt. Es war großartig. Begeisterter Schlussapplaus. Welche Highlights dürfen wir in dieser Spielzeit noch erwarten?
Wir haben dieses Jahr ein Programm zusammengestellt, das mit zwei Klavier-Konzerten beginnt. Dazu kommt eine breite Mischung aus anderen Gattungen: Zum Beispiel Klavier – Saxophon, Klavier – Flöte, Klavier – Cello, Klavier – Geige, ein Liederabend und den Abschluss bilden dann wieder zwei Klavier-Konzerte. Klavier-Konzerte, mit denen wir hier angefangen haben, sollen diese Konzertreihe 2017 – 2018 umrahmen. Wir haben uns dieses Mal wieder junge Preisträger aus internationalen Wettbewerben ausgesucht, die nach Windeck kommen. Alexey Sychev ist ein Paradebeispiel, der auf den großen Bühnen zu Gast ist. Ich kann versprechen, es wird weitere junge Künstler geben, die das Publikum hier verzaubern werden.
Nach welchen Kriterien suchen sie die Künstler aus?
Das sind Bauchgefühle. Sehr oft sind es Wettbewerbe, wo ich in der Jury sitze oder bei denen ich Gast zum Zuhören bin. Natürlich sind Wettbewerbe kritisch zu sehen. Es ist eine Art Sport. Man spielt dort unter Druck. Aber man lernt dabei sehr viel Professionalität und vervollkommnet sein Repertoire. Deswegen ist es wichtig, dass diese Wettbewerbe stattfinden. Deshalb veranstalten wir den internationalen Klavierwettbewerb „Euregio Piano Award“. Ich achte dann darauf, ob der Teilnehmer oder der Preisträger eine besondere persönliche Note in seinem Beitrag zeigt. Alexey Sychev hat jetzt zwar nur den dritten Preis gewonnen, aber trotzdem hat mir seine individuelle Spielweise sehr gut gefallen. Aus dem Grunde haben wir ihn auch sofort eingeladen. Es hängt nicht vom ersten oder zweiten Preis ab. Es müssen diese einmaligen, persönlichen Eindrücke sein, die meine Frau Xin Wang (sie ist Pianistin und Jurymitglied mehrerer internationaler Wettbewerbe sowie Juryvorsitzende des „Euregio Piano Award“) und mich bewegen und an die wir uns gerne erinnern. Aus diesen Gründen laden wir dann die Künstler ein.
Bei Alexey Sychev heute war es ja nicht nur die Fingerfertigkeit, diese unglaubliche Schnelligkeit, dieses geniale Spiel mit den Tasten. Es war auch das intensive Gefühl für Musik, das Alexey Sychev ausstrahlt. Besonders erlebbar bei der Waldsteinsonate von Ludwig van Beethoven, mit der er heute das Konzert eröffnet hat. Da bin ich dahin geschmolzen.
Er hat einen sehr persönlichen Stil. Und er hat eine sehr gute Klangkontrolle. Er überstrapaziert den Flügel nicht. Er weiß wo die Grenzen sind. Das hat er heute vor dem Konzert beim Einspielen ausgelotet. Und trotzdem ist er unglaublich stabil. Er hat die Professionalität, die viele Pianisten heutzutage aufbringen. Aber seine intensive Beziehung zur Musik, die er geradezu ausstrahlt, ist, was mich beim Wettbewerb so beindruckt hat. Das ist wichtig, weil man dadurch ein Alleinstellungsmerkmal als Künstler hat. Wo man sich wieder sehr gern daran erinnert und sagt: Der war doch ganz besonders! Und das ist Alexey Sychev gelungen.
Wenn man das neue Programm durchgeht: Die Namen der Musiker kennen wir alle nicht. Kann man davon ausgehen, dass diese Künstler in nächster Zukunft bekannter werden?
Ich hoffe. Man kann ja nie die Zukunft vorhersagen. Da wir von vornherein hier immer Qualität gebracht haben und auch bringen werden, gehe ich davon aus, dass ein großer Prozentsatz einen großen Schritt auch durch das Gastspiel in Windeck in die internationale Professionalität geht. Was wir in Windeck haben: Ein anspruchsvolles Publikum. Ein sehr gebildetes Publikum. Es hört sehr gut zu. Und es schenkt dem Künstler Wertschätzung. Schon während des Spiels. Da kommen die Künstler gerne wieder. Zum Beispiel der Pianist Ulubek Palvanov, der war vor zwei Jahren hier, der kommt dieses Jahr mit einem Saxophonisten (Konzert am 7. Januar 2018). In Berlin sind sie mittlerweile ein bekanntes, beliebtes Duo, das in großen Sälen musiziert. Genauso wie Mario Copola (Konzert am 10. Juni 2018), der ein herausragender italienischer Pianist ist. Der inzwischen in Neapel als Professor arbeitet. Das sind schon hervorragende Namen mit Zukunft.
Das Kulturzentrum kabelmetal ist ja kein normaler Konzertsaal sondern eine ehemalige Fabrikhalle, ein früheres Versandlager für Kabel und Kupferrohre. Was macht den Reiz dieser Location aus?
Das hat etwas mit der Landschaft hier grundsätzlich zu tun. Ich bin ein Freund, der Kultur so respektiert, wie sie sich entwickelt hat. Wenn man irgendwo Kultur aufzwingt, funktioniert es nicht. Wir haben hier eine Industriekultur gehabt. Wenn man als Paradebeispiel das Ruhrgebiet nimmt, wo durch den Strukturwandel viele Fabrikhallen in Kulturstätte umfunktioniert wurden, funktioniert es, weil viele Jahrzehnte lang die Industrie dort die Menschen geprägt hat. Sie akzeptieren und schätzen Kultur in den ehemaligen Fabrikhallen. Und, wie wir auch heute erlebten, funktioniert Hochkultur wie ein Klassikkonzert sehr gut in der ehemaligen Fabrikhalle kabelmetal. Ich denke, Kultur funktioniert dort, wo Menschen sich berührt fühlen. Und nicht zuletzt deswegen gehen wir gern in die kabelmetal.
Geld kann man ja mit Konzerten auf dem Lande ja nicht verdienen. Warum machen Sie dieses trotzdem als Konzertmanager?
Es ist ein Hobby. Manche Leute gehen Segeln. Ich veranstalte Konzerte. Spaß beiseite. Für mich ist es sehr wichtig, dass die ländlichen Regionen mit Kultur versorgt werden. Gerade in Zeiten, in denen Kulturetats gekürzt werden. Ich bin sehr dankbar, dass die „Städte – und Gemeinden – Stiftung der Kreissparkasse Köln im Rhein-Sieg-Kreis“ hier für diese Spielzeit eine großzügige Unterstützung der Konzertreihe gegeben hat. Viele vergessen ja, dass viele Leute auf dem Land leben. Und viele haben nicht mehr die Möglichkeit, sei es aus Altersgründen oder wegen des Berufes, dass sie in die Großstädte, die Kulturzentren kommen können. Wenn wir für diese Menschen kein Angebot schaffen, dann geht der Gedanke des Kulturgutes Musik hier zu Grunde, weil es keine Weiterführung gibt. Da ist es die Aufgabe von uns Konzertmanagern, dieses Angebot zu ermöglichen. Ist das Publikum begeistert, spricht sich das rum. So wird der Kulturgedanke weiter gepflegt. Es ist für uns Kulturschaffende wichtig, ein Netzwerk zu schaffen. Wir haben unsere Veranstaltungen in den großen Sälen wie in der Berliner Philharmonie, im Musikverein Wien, bei den Festspielen Monschau. Aber auch in den kleinen Regionen. So erhalten und schaffen wir uns als Künstler unser Publikum. Auch und gerade auf dem Land. Ohne Publikum kann der Musiker kein Konzert geben!
Das ist auch ein Grundgedanke der KulturInitiative Windeck gute, ernsthafte Kultur aber auch witzige und unterhaltsame Kultur hier live erlebbar zu machen. Also Kultur nicht nur aus der Konserve oder im Fernsehen zu erleben sondern hier vor Ort. Und auch den Künstler zu spüren.
Richtig. Und ich glaube, dass das Live-Konzet ein intensiveres Erlebnis ist, auch wenn man eine gute Anlage zu Hause hat und die Musik dort hört. Was man aufzeichnet und immer wieder abspielt, da geht der Kunstgedanke weg. Wir Aktionskünstler, und Musiker sind ja eine Art Aktionskünstler, wollen den Moment auskosten. Und diesen Moment, diese Sekunde, wo man hier ist und etwas direkt erlebt, das kann man nicht wieder erleben. Das ist einmalig! Und deswegen müssen Liveveranstaltungen, muss Livemusik immer wieder initiiert werden. Von Kultureinrichtungen, von Vereinigungen wie die KulturInitiative Windeck, die so etwas ermöglichen. Und die eine einzigartige Atmosphäre mit dem Flair des Unwiederbringlichen schaffen. CD-Produktionen können das nicht.
Dann wünsche ich uns noch viele einmalige Erlebnisse in Ihren Konzerten, die uns alle berühren. Herzlichen Dank, Florian Koltun.
Das Gespräch führte Jürgen Orthaus nach dem Klassikkonzert mit dem russischen Pianisten Alexey Sychev am 3. September 2017.
Weitere Termine der Konzertreihe
5. November 2017, 11 Uhr
Klavierkonzert mit einem Preisträger der Piano Competition Ibiza
3. Dezember 2017, 11 Uhr
Hsiang-Wei Chen (Violoncello) & Zeyu Huang (Klavier)
7. Januar 2018, 11 Uhr
Ulugbek Palvanov (Klavier) & Andrej Lakisov (Saxophon)
18. März 2018, 11 Uhr
Laura Trainini (Flöte) & Florian Koltun (Klavier)
15. April 2018, 11 Uhr
Christine Albert (Sopran) & Pascal Schweren (Klavier)
5. Mai 2018, 11 Uhr
Enis Hotaj (Violine) & Florian Koltun (Klavier)
10. Juni 2018, 11 Uhr
Zu Yue Yang (Klavier)
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